Für meine ersten Erfahrungen mit dem 24-70 mm f 2.8 DG OS HSM der Art Serie auf meiner Canon EOS 5d Mark 4 habe ich mir ein besonderes Setup mit interessanten Herausforderungen überlegt, welches ich normalerweise nur mit Festbrennweiten fotografiere. Spontan habe ich für Jolien Hackett die Worldclass 2022 in der Selleny’s Bar fotografiert; dadurch hatte ich nur zwei Systemblitze, einen weißen Karton und viel Fantasie zur Verfügung.
Für die Kategorie Food & Beverage sind für mich die Hintergrundunschärfe, auch Bokeh genannt, sowie die Brillanz der Farben besonders wichtig. Wirft man einen Blick auf das blaue Sofa im Hintergrund bleibt einem der Atem weg! Das hätte ich mir niemals von einer Standardzoomlinse erwartet. Kniffliger war es bei dem speziellen Rosaton, der durch die Mischung von Grapefruit und Granatapfel entstanden ist: hier erzeugt das Sigma Objektiv einen leicht warmen Farbeinschlag, sodass ich den Farbton in der Bildbearbeitung nur noch aufhellen musste! Etwas komplexer wurde es dann bei der Farbe Grün, da mich hier der warme Einschlag etwas gestört hat. Nichtsdestotrotz gab es auch hier genug Informationen, um die Farben anzupassen. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass der nicht ganz passende Grünton auch der Belichtung geschuldet sein könnte, da mein Lichtsetup nicht ganz ideal war.
Weiters gab es kaum Verzeichnung bei 70 mm Brennweite und F 5.0. Diese Flexibilität durch die Brennweite war sehr vorteilhaft und da eine offenere Blende für dieses spezifische Foto nicht notwendig war, reichte diese Blende. Ich hatte nur gefühlt 0.5 – 1.0 Stopp mehr Blitzleistung gebraucht.
Bei 24 mm hat man ab Blende f4.0 bzw. 5.6 akzeptable Verzeichnung und Randschärfe. Bei 70 mm sind Verzeichnung und Randschärfe deutlich besser (wobei es ab 50 mm aufgrund der Isolierung des Objekts oder der Person relativ egal ist). Besonders beeindruckend finde ich, dass es kaum chromatische Aberration, selbst bei Gegenlichtaufnahme, mit der Sonne bei 70 mm gibt, was vermutlich der SLD (special low dispersion) zu verdanken ist. Auch wenn die Linsen vergütet sind, rate ich immer zu einem Schutzfilter – Sigmas Filter funktioniert ausgezeichnet und ich konnte keine Mängel bei der Abbildungsqualität feststellen.
Der manuell override (kurz MO) Modus von Sigma kann bei schwierigen Lichtverhältnissen hilfreich sein: man kann den Autofokus nutzen und gegebenenfalls manuell Nachjustieren.
Auch wenn ich als Fotograf kaum mit Bildstabilisatoren arbeite, ist es dennoch ein nice to have, wenn ich mal Freihand bei 1/30 Sekunde bei schlechten Lichtverhältnissen die Möglichkeit dazu habe, den OS einzuschalten.
Sigma bietet durch den Einsatz von Magnesium ein robustes und hochwertiges Gehäuse. Das Objektiv ist dadurch auch etwas schwerer als vergleichbare Zoomlinsen anderer Hersteller. Laut Sigma ist es auch Staub und Spritzwasser geschützt – zumindest anhand der Gummierung am Bajonett kann ich dies teilweise bestätigen. Das Auge isst mit, weswegen ich viel Wert auf die kleinen Details wie der Stanzung an der Gegenlichtblende, das schöne A- Embleme oder das saubere Design lege.
Ich war sehr überrascht, was Sigma da geleistet hat. Wer einen guten Allrounder sucht mit einem Bokeh, das mit der ein oder anderen Festbrennweite mithalten kann, rate ich zu Sigma. Aufgrund der Vergütung gibt es kaum chromatische Aberration und auch die Farben leisten selbst bei Gegenlichtaufnahmen noch eine gute Arbeit. Bei wenig Licht und offener Blende sollte man eventuell auf Fixbrennweiten zurückgreifen. Sigma bietet ein robustes Gesamtpacket für einen fairen Preis (UVP 1.449€ Stand 01.04.2022).