Ein sonniger und windiger Tag in Poysdorf, Niederösterreich. Perfekte Bedingungen um das 40mm F 1.4 DG HSM | ART mit dem Canon Bajonett zu testen. Als bekennender Weinliebhaber habe ich mich sehr gefreut, die Linse erstmalig beim Weingut Neustifter im direkten Vergleich zur Canon 35mm F 1.4 und 50mm F 1.2 testen zu dürfen. Mein Eindruck ist, dass sich die 40mm Brennweite im asiatischen Raum im Vergleich zu Europa größerer Beliebtheit erfreut und so darf ich ausführlich in einem ersten Testbericht darüberschreiben, wie meine Erfahrungen waren.
Die Linse ist der perfekte Mix beider Objektive: sie verzerrt bei Nähe nicht so sehr wie das 35mm, zeigt aber auch ein wenig mehr vom Umfeld als das 50mm ohne dabei allzu viel Hintergrundunschärfe zu verlieren, dabei stellt das 40iger bei Offenblende sehr gut frei. Das Bokeh, wie die Hintergrundunschärfe im Fachjargon genannt wird, ist dabei butterweich. Einzig mein 50iger und 85iger schaffen auch bei unruhigem Hintergrund einen noch cremigeren Effekt.
Sehr beeindruckend fand ich das Kontrastverhältnis, gerade bei öligen Weinen (Qualitätsmerkmal für WeinproduzentInnen) ein wichtiges Feature, da konnte es mich im Gegensatz zum 35mm deutlich überzeugen.
Beim Fokussieren hatte ich eine Trefferquote von 90% und kaum Fokusbreathing. Durch das schwere Glas dauert es ein wenig länger beim Autofokus. Unter Anbetracht des Gewichtes arbeitet der Motor jedoch superschnell und sehr leise. Wenn es um Abbildungsschärfe, Verzeichnung und Randschärfe geht, kenne ich keine Optik, die selbst bei einer offenen Blende von 1.4 schon so abliefert. Ab Blende 4 wird es dann scharf bis in die Ecken!
Ich hatte in meiner zweimonatigen Testphase oft die Möglichkeit gehabt, diese Optik in verschiedensten Bereichen zu testen. In der Architekturfotografie bekommt man meiner Meinung nach eine sehr natürliche Perspektive und verzeichnungsfreie Schärfe bis in den Rand. Beim Hochzeitsshooting erzeugt du ebenfalls ein Gefühl von Cinematic-Look. Einzig der Follow Fokus war bei schnellen Laufszenen etwas zu langsam. Immerhin waren 3 von 5 Bildern im Schnitt verwendbar. Der Kontrast und die Farben machen jedes Bild einzigartig. Vor allem bei den Ringen war die Trefferquote sehr hoch. Einzig bei Reportagen und Events war mir das Gewicht dann etwas zu groß, vor allem, weil ich mehrere Objektive gleichzeitig auf meinem Gürte trage. Für Produktfotografie und Food & Beverage brauche ich zudem vermutlich mehr Übung mit dieser außergewöhnlichen Optik. Ob Hochzeit, Portrait, Behind the Scenes, Kampagnen oder sogar Architektur: mit dieser Linse besitzt du einen Allrounder, der deinen Fotos das gewisse Etwas verleiht.
Wie gewohnt bei der ART Serie von Sigma wurden die Erwartungen hier übertroffen. Es liegt (zumindest bei Vollformatkameras mit Batteriegriff) gut in der Hand, der manuelle Fokusring ist schön breit. Mit dem Magnesium und dem vielen Glas hat es ein beträchtliches Gewicht von 1200g – dafür gibt es auch bei offener Blende unglaubliche Schärfe bis in die Ränder und man spart sich die Kurzhantel. Elemente wie die Gegenlichtblende sind deutlich hochwertiger als bei Mitbewerbern, und da das Gehäuse nicht beschichtet ist (zumindest soweit ich weiß) nutzt sich die Oberfläche auch nicht ab. Einzig die Gummierung der Gegenlichtblende ist ein Staubfänger – lässt sich aber mit einem feuchten Brillenputztuch leicht reinigen! Die Gummierung am Bajonett weist auf Staub und Spritzwasserschutz hin. Mit superflachen SIGMA WR-UV-Filter 82mm (flacher als meine derzeitigen Filter) schützt du zudem das Glas vor teuren Reparaturen. Hin und wieder, vor allem Outdoor, wechsle ich auch gerne auf den SIGMA WR POL Zirkular Filter, um Reflektionen zu korrigieren, Glanzstellen an der Haut zu kaschieren oder einfach den Himmel aufpoppen zu lassen. Anfangs war ich nicht so begeistert, da sich der Filter bei der zirkularen Funktion oft von selbst abgedreht hat. Tipp: Hier den Filter ordentlich mit einem Mikrofasertuch auf das Objektiv schrauben. So bekommt man den derzeit flachsten mir bekannten Polyzirkularfilter. Zu bemerken ist auch, dass es kaum chromatische Aberration gibt. Dies ist der SLD (Special Low Dispersion) Vergütung zu verdanken.