Zu Beginn dieses Jahres habe ich im Rahmen der L-Mount Alliance die Entscheidung getroffen, mir eine Leica SL2-S zuzulegen, um mich mit der I-Series von Sigma vertraut zu machen.
Ich habe mich bewusst für diese Kombination entschieden, um bei Reisen und Projekten, bei denen ich experimentierfreudiger sein möchte, flexibler zu sein. Dies gestaltet sich mit meiner R5 und den entsprechend großen Objektiven als relativ schwierig.
Im Laufe des Jahres durfte ich verschiedenste Objektive der I-Series auf der SL2-S testen. Hängen geblieben bin ich derzeit beim 35mm f 2.0, dem 65mm f 2.0 und dem 90mm f 2.8. Für die Reise nach Kroatien habe ich mich dazu entschlossen das 35mm und das 90mm mitzunehmen, um so kompakt wie möglich zu reisen. Die Kamera, die Objektive und der Blitz lassen sich bequem in einer 6-Liter-Umhängetasche unterbringen
Die Reise begann nach einer über 10-stündigen Fahrt in unserem Abarth, mit offenem Verdeck, aber erst nach Dubrovnik. Leider war der Verkehr so zäh, dass wir die malerische Küstenstraße nachts durchquerten und kaum etwas von der Landschaft mitbekamen. Die Leica hätte mühelos beeindruckende Nachtaufnahmen ohne Stativ ermöglichen können, doch meine Begleitung wollte so schnell wie möglich im Hotel ankommen.
Nach einem erholsamen ersten Aufenthaltstag stand ich am Folgetag frühmorgens um 5 Uhr auf, um Dubrovnik in aller Früh menschenleer zu erleben. Obwohl ich mein Stativ dabei hatte, nutzte ich es kaum, da es mir mit dem 35mm f/2.0 und dem beeindruckenden Bildstabilisator der Leica problemlos gelang, gestochen scharfe Aufnahmen mit 1/25 aus der Hand zu machen. Am 35mm-Objektiv hatte ich zudem einen SIGMA Circular Polfilter angebracht, meiner Meinung nach ein Must-have für meine Objektive. Da ich die Objektive im Urlaub selten wechsle, dachte ich, es reicht, einen Filter dabei zu haben. Allerdings stellte ich beim ersten Wechsel fest, dass das Filtergewinde überraschenderweise anders war, obwohl der Formfaktor beider Objektive ähnlich war.
Besonders beeindruckte mich die unglaublich realistische Farbwiedergabe, besonders in den frühen Morgenstunden. Die Farben waren etwas weniger gesättigt, als ich sie mit dem Auge wahrgenommen hatte, aber ich konnte nachträglich unglaublich viele Details aus den RAW-Dateien herauslesen, vor allem mit dem 35mm und dem darauf montierten Polfilter. Zunächst hatte ich Bedenken, dass die Offenblende von f/2.8 beim 90mm nicht ausreichen würde, aber es passierte mir öfter, als mir lieb war, dass der Schärfebereich zu gering war und ich doch abblenden musste.
Nach unserem kurzen Aufenthalt in Dubrovnik war es an der Zeit, nach Hvar weiterzureisen. Während unserer 4-stündigen Fahrt machten wir einen kurzen Stopp auf einer Autofähre, wo mir eine unglaublich schöne Serie von Bugwellen gelang. Wieder einmal beeindruckte mich die Farbwiedergabe enorm. Kein Magentastich, kein Grünstich – die Abbildung entsprach exakt dem, was ich mit dem freien Auge gesehen hatte, natürlich auch mit der Hilfe einiger Drehungen am CPL-Filter.
In Hvar stand ich besonders in den frühen Morgenstunden vor der Herausforderung, die malerische Küstenstadt gegen das Sonnenlicht zu belichten. Selbst wenn es nicht immer erforderlich war, konnte ich aus den Schatten noch so viele detailschonende Informationen herausziehen – besonders mit dem 90mm. Dank der Super-Multi-Layer-Vergütung (SML) traten keine Flares auf, und chromatische Aberrationen waren kaum vorhanden. In Bezug auf die Abbildungsleistung empfinde ich, dass das 35mm hier einen Hauch besser abschneidet.
Der Fokus dieser Reise lag ganz klar, neben der Erholung, auf der Architektur und der Landschaft. In Split überzeugte die Leica in Kombination mit den Sigma-Objektiven durch ihre besondere Belichtungsmethode „Helle Bereiche betont“. Gerne hätte ich diese Belichtungsmessung auch auf Santorin, wo ich zwei Jahre zuvor war, gehabt. Im Grunde wird dabei so belichtet, dass in den Highlights noch genug Informationen sind und diese nicht ausreißen. Eine Funktion, die bei Licht und Schatten unglaublich nützlich ist und dem, was wir sehen, erstaunlich nahekommt.
Auch hier fällt auf, dass das 35mm scheinbar perfekt für die Leica gemacht ist. Das 90mm hatte im Randbereich Probleme mit der Abbildungsleistung, aber seien wir ehrlich: Für Architektur ist es vermutlich auch nicht gedacht worden. Freistellen tut es jedenfalls ausgezeichnet.
Den Einstieg in die L-Mount Alliance betrachte ich nicht als einen vollständigen Systemwechsel, sondern eher als eine Systemerweiterung. Die Kombination aus Leica und der I-Series erleichtert es mir, auch außerhalb meiner payed Jobs Freude an der Fotografie weiterzuentwickeln. Ein weiterer, nicht unerheblicher Faktor für meine berufliche Laufbahn ist das äußere Erscheinungsbild. Die Objektive der I-Series empfinde ich allein aufgrund ihres Formfaktors und Designs als passender im Vergleich zu den hoch performanten Apo-Summicron-Optiken von Leica. Die Farben sind, wie von Sigma gewohnt, etwas flacher, jedoch lassen sich aus den Rohbildern unglaublich viele Informationen herausarbeiten. Im kommenden Jahr werden beide Objektive der L-Mount Alliance genauer getestet. Jedenfalls sind die SL2-S und die I-Series-Objektive immer ein Hingucker, und ich werde sehr oft darauf angesprochen.
Der Blendenring ist ein tolles Gimmick, jedoch stelle ich fest, dass ich diesen beim Ein- und Auspacken zu oft versehentlich verändere. Es kann passieren, dass ich am Blendenrad an der Kamera drehe und dann bemerke, dass eine Blende am Objektiv vorausgewählt wurde. Stellt man den manuellen Blendenring auf A, so kann man wie gewohnt die Blende über die Kamera verstellen.
Was die Abbildungsleistung betrifft, vor allem beim 35mm: Mehr kann man sich nicht wünschen, ich habe ausnahmslos nichts zu bemängeln. Auch der Dynamikumfang, den ich durch dieses Objektiv erhalte, ermöglicht maximale Flexibilität bei der annähernden Wiedergabe der Realität.